Welchen Einfluss hat Celluloseether (HPMC) auf die Abbindezeit von Zement?

1. Überblick über Celluloseether (HPMC)

Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) ist eine häufig verwendete Celluloseetherverbindung, die chemisch aus natürlicher Cellulose modifiziert wird. Sie verfügt über eine ausgezeichnete Wasserlöslichkeit, filmbildende, verdickende und haftende Eigenschaften und wird daher häufig in Baumaterialien verwendet. Die Anwendung von HPMC in zementbasierten Materialien dient hauptsächlich der Verbesserung der Fließfähigkeit, der Wasserretention und der Anpassung der Abbindezeit.

2.Grundlegender Prozess der Zementabbindung

Der Prozess der Reaktion von Zement mit Wasser zu Hydraten wird als Hydratationsreaktion bezeichnet. Dieser Prozess gliedert sich in mehrere Phasen:
Induktionsphase: Zementpartikel beginnen sich aufzulösen und bilden Calciumionen und Silikationen, was einen kurzfristigen Fließzustand zeigt.
Beschleunigungsphase: Die Feuchtigkeitsproduktion nimmt schnell zu und der Abbindeprozess beginnt.
Verzögerungsphase: Die Hydratationsrate nimmt ab, der Zement beginnt auszuhärten und es bildet sich ein fester Zementstein.
Stabilisierungsphase: Die Hydratationsprodukte reifen allmählich und ihre Festigkeit nimmt allmählich zu.
Die Abbindezeit wird üblicherweise in Anfangs- und Endabbindezeit unterteilt. Die Anfangs- und Endabbindezeit bezeichnet den Zeitpunkt, an dem der Zementleim an Plastizität verliert, und die Endabbindezeit bezeichnet den Zeitpunkt, an dem der Zementleim seine Plastizität vollständig verliert und in die Aushärtungsphase eintritt.

3. Mechanismus des Einflusses von HPMC auf die Zementabbindezeit

3.1 Verdickungseffekt
HPMC hat eine signifikante Verdickungswirkung. Es kann die Viskosität von Zementleim erhöhen und ein hochviskoses System bilden. Dieser Verdickungseffekt beeinflusst die Dispersion und Sedimentation von Zementpartikeln und somit den Verlauf der Hydratationsreaktion. Der Verdickungseffekt verringert die Ablagerungsrate von Hydratationsprodukten auf der Oberfläche von Zementpartikeln und verzögert dadurch die Abbindezeit.

3.2 Wassereinlagerungen
HPMC hat ein gutes Wasserrückhaltevermögen. Die Zugabe von HPMC zu Zementleim kann dessen Wasserrückhaltevermögen deutlich verbessern. Ein hohes Wasserrückhaltevermögen kann verhindern, dass das Wasser auf der Zementoberfläche zu schnell verdunstet, wodurch der Wassergehalt im Zementleim erhalten bleibt und die Hydratationszeit verlängert wird. Darüber hinaus trägt das Wasserrückhaltevermögen dazu bei, dass der Zementleim während des Aushärtungsprozesses die richtige Feuchtigkeit behält und das Risiko von Rissen durch frühzeitigen Wasserverlust verringert wird.

3.3 Hydratationsverzögerung
HPMC kann einen Schutzfilm auf der Oberfläche von Zementpartikeln bilden, der die Hydratationsreaktion behindert. Dieser Schutzfilm verhindert den direkten Kontakt zwischen Zementpartikeln und Wasser, wodurch der Hydratationsprozess des Zements verzögert und die Abbindezeit verlängert wird. Dieser Verzögerungseffekt ist besonders bei hochmolekularem HPMC deutlich.

3.4 Verbesserte Thixotropie
Die Zugabe von HPMC kann auch die Thixotropie von Zementschlämmen verbessern (d. h. die Fließfähigkeit nimmt unter Einwirkung äußerer Kräfte zu und kehrt nach Wegfall der äußeren Kraft in den ursprünglichen Zustand zurück). Diese thixotrope Eigenschaft trägt zwar zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit von Zementschlämmen bei, kann aber hinsichtlich der Abbindezeit dazu führen, dass sich die Schlämme unter Scherkräften neu verteilt, was die Abbindezeit weiter verlängert.

4. Praktische Anwendung von HPMC mit Einfluss auf die Abbindezeit von Zement

4.1 Selbstnivellierende Bodenmaterialien
Bei selbstnivellierenden Bodenmaterialien benötigt Zement eine längere Abbindezeit für Nivellierungs- und Estricharbeiten. Durch die Zugabe von HPMC kann die Abbindezeit des Zements verlängert werden, wodurch selbstnivellierende Materialien eine längere Betriebszeit während der Bauphase haben und das Problem des vorzeitigen Abbindens von Zementschlämmen während der Bauphase vermieden wird.

4.2 Fertigmörtel
In vorgemischtem Mörtel verbessert HPMC nicht nur die Wasserrückhaltefähigkeit des Mörtels, sondern verlängert auch die Abbindezeit. Dies ist besonders wichtig bei langen Transport- und Bauzeiten, um sicherzustellen, dass der Mörtel vor der Verwendung gut bedienbar bleibt und Bauschwierigkeiten durch eine zu kurze Abbindezeit vermieden werden.

4.3 Trockenmörtel
HPMC wird häufig Trockenmörtel zugesetzt, um dessen Leistung zu verbessern. Die verdickende Wirkung von HPMC erhöht die Viskosität des Mörtels, wodurch er sich während der Bauphase leicht auftragen und nivellieren lässt. Zudem verlängert es die Abbindezeit und gibt den Bauarbeitern ausreichend Zeit für Anpassungen.

5. Faktoren, die die Abbindezeit von Zement durch HPMC beeinflussen

5.1 HPMC-Zugabemenge
Die Menge des zugesetzten HPMC ist ein entscheidender Faktor für die Abbindezeit von Zement. Generell gilt: Je höher die zugesetzte HPMC-Menge, desto deutlicher verlängert sich die Abbindezeit des Zements. Dies liegt daran, dass mehr HPMC-Moleküle mehr Zementpartikeloberflächen bedecken und Hydratationsreaktionen behindern können.

5.2 Molekulargewicht von HPMC
HPMC mit unterschiedlichem Molekulargewicht hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Abbindezeit von Zement. HPMC mit hohem Molekulargewicht hat in der Regel eine stärkere Verdickungswirkung und ein höheres Wasserrückhaltevermögen, sodass es die Abbindezeit deutlich verlängern kann. Obwohl HPMC mit niedrigem Molekulargewicht ebenfalls die Abbindezeit verlängern kann, ist der Effekt relativ schwach.

5.3 Umgebungsbedingungen
Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit beeinflussen ebenfalls die Wirkung von HPMC auf die Zementabbindezeit. Bei hohen Temperaturen beschleunigt sich die Zementhydratationsreaktion, die Wasserrückhaltefähigkeit von HPMC verlangsamt diesen Effekt jedoch. Bei niedrigen Temperaturen verläuft die Hydratationsreaktion selbst langsam, und die Verdickungs- und Wasserrückhaltewirkung von HPMC kann die Zementabbindezeit deutlich verlängern.

5.4 Wasserzementwert
Änderungen des Wasser-Zement-Verhältnisses beeinflussen auch den Einfluss von HPMC auf die Zementabbindezeit. Bei einem höheren Wasser-Zement-Verhältnis enthält der Zementleim mehr Wasser, und die wasserspeichernde Wirkung von HPMC kann die Abbindezeit weniger beeinflussen. Bei einem niedrigeren Wasser-Zement-Verhältnis ist die verdickende Wirkung von HPMC deutlicher und die Verlängerung der Abbindezeit deutlicher.

Als wichtiger Zementzusatzstoff beeinflusst HPMC die Abbindezeit von Zement maßgeblich durch verschiedene Mechanismen wie Verdickung, Wassereinlagerung und Verzögerung der Hydratationsreaktion. Der Einsatz von HPMC kann die anfängliche und endgültige Abbindezeit von Zement verlängern, die Bauzeit verlängern und die Leistungsfähigkeit zementbasierter Materialien verbessern. In der Praxis bestimmen Faktoren wie die zugesetzte HPMC-Menge, das Molekulargewicht und die Umgebungsbedingungen gemeinsam den spezifischen Einfluss auf die Abbindezeit des Zements. Durch die gezielte Anpassung dieser Faktoren lässt sich die Abbindezeit des Zements präzise steuern und so den Anforderungen verschiedener Bauprojekte gerecht werden.


Veröffentlichungszeit: 21. Juni 2024